Was macht die bulgarischen Kloster so interessant und warum lohnt es sich, ihnen Zeit zu widmen und sie zu besichtigen? Vielleicht ist einer der gewichtigsten Grunde darin zu suchen, dass die Kloster wegen der spezifischen historischen Entwicklung des Landes zu den wenigen "lebendigen" Altertumlichkeiten gehoren, die bis heute erhalten geblieben sind. Oder ist es die Tatsache, dass mehrere dieser Kloster immer noch funktionieren und Sie in deren Hofen Monchen wie vor 500 oder sogar noch mehr Jahren begegnen konnen?
In den mittelalterlichen Klosterscriptorien und -bibliotheken wurde die bulgarische Kultur geschaffen und entwickelt, sowie die bulgarische Nationalitat aufrechterhalten und dies besonders in den funf finsteren Jahrhunderten der os-manischen Fremdherrschaft. Hier wurden Bucher in bulgarischer Sprache verfasst und andere ins Bulgarische ubersetzt. In dieser Sprache wurde auch jeden Tag der Gottesdienst abgehalten sowie Kinder, Jugendliche und Geistliche ausgebildet. In den Klostern wurden Malerei, Gesang sowie Kunsthandwerke, darunter die Holzschnitzerei und die Goldschmiedekunst, gelehrt und gepflegt. In den ruhigen Klostergebauden wurden Tradition und Legenden aus altester Zeit, das Wissen uber das alltagliche Leben, uber Feste und uber das Weltgeschehen aufbewahrt. Hier herrschte ein reges Wirtschaftsleben, und es wurden Grundstucke, Herden und Guter verwaltet. Auch Kranke wurden behandelt. Nach erprobten Verfahren wurden Getranke und Gerichte hergestellt, Kontakte zu Monchen aus nahen und fernen Landern aufgenommen, Gelder gesammelt und auch Bauarbeiten erledigt. Wahrend der jahrlich zu Ehren des jeweiligen Schutzheiligen durchgefuhrten Volksfeste versammelten sich um die Kloster herum viele Pilger; es wurden Jahrmarkte organisiert, und die Bevolkerung aus der Umgebung hatte die Moglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Das Ambiente und die Geborgenheit der bulgarischen Kloster werden heute durch die Schonheit der Natur erganzt, denn, laut Volksmund, gabe es kein Kloster, das an einem schlechten Ort erbaut worden sei.
Es lohnt sich bestimmt, sich auf die Holzbank eines der von grunem Gewachs umrankten Soller in einem der bulgarischen Kloster - warum nicht z. B. im Rozhen-Kloster - hinzusetzen, um fur etwa funfzehn Minuten in die Stille abzutau-chen und zu versuchen, sich in jene vergangenen Zeiten zuruckzuversetzen, die wie die Wasserstrahlen aus dem marmornen Klosterbrunnen dahingeflossen sind, und um die damals lebenden Menschen vor sich zu sehen. Vielleicht gelingt einem dies ja.
Wir haben uns vorgenommen, den Lesern durch dieses Buch einige der bekanntesten und gut erhalten gebliebenen bulgarischen Kloster vorzustellen, ohne dabei Anspruch auf Vollstandigkeit zu erheben. Unser Ziel besteht darin, den Leser dazu anzuregen, diese Kloster zu besuchen und sie auf diese Weise naher kennen zu lernen. Die Bilder und die Eindrucke, die man bei einem Besuch vor Ort auf- und mitnehmen wurde, waren naturlich um ein Vielfaches aufregender als das, was ein Buch bieten konnte.
Die Autoren
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